Kleines Stoff-Lexikon für Brautkleid und Accessoires
Das Rascheln des Stoffes, der Moment, wenn Sie mit Ihren Fingern zum ersten Mal über das Kleid streichen werden, in dem Sie den Bund fürs Leben schließen werden: Der Stoff spielt bei der Auswahl des Brautkleides eine große und wichtige Rolle.
Soll es feine Spitze sein, leichter Chiffon oder glatte Seide? Worin unterscheiden sich die verschiedenen Stoffe überhaupt? In unserem kleinen Stoff-Lexikon haben wir für Sie die wichtigsten Infos über die gängigsten Stoffe, die bei Brautkleidern verarbeitet werden, zusammengestellt.
Spitze
Spitze gibt es schon seit 500 Jahren und doch ist sie seit kurzer Zeit aktueller denn je. Am bekanntesten ist Brüsseler Spitze, die auch als Königin der Spitze gefeiert wird.
Besonders edle Spitze zeichnet sich durch detailreiche Wiedergabe von floralen oder geometrischen Mustern aus. Spitze wird in verschiedenen Varianten eingesetzt. Sie kommt als Randabschluss oder leichte Drapierung an fließenden Linien zum Einsatz.
Total angesagt sind derzeit mit Spitze überzogene Oberteile, Rockteile oder komplette Kleider. Spitze gibt dem Brautkleid einen romantischen, verpielten Touch.
Besonders beliebt ist zurzeit auch die sogenannte Tattoo-Spitze: Sie wirkt sexy und dabei doch so unschuldig! Ein Schelm, wem da Hintergedanken kommen! Denn die Braut ist einerseits bekleidet und andererseits gibt sie tiefe Einblicke. Für die Tattoo-Spitze werden hautfarbener, leichter Tüll und sehr feine Spitze gekonnt und künstlerisch miteinander verarbeitet. Das Ergebnis: Es wirkt so, als wären die floralen Motive der Spitze – meist Blüten und Blattzierwerk – auf die Haut gezeichnet. Selbst aus der Nähe wirkt die schwebende und leichte Optik auf die Betrachter absolut faszinierend. Tattoo-Spitze kommt vor allem bei den Trägern des Brautkleides oder bei den Übergängen von Dekolletés zum Einsatz. Besonders (auf)reizend wirkt Tattoo-Spitze auch am Rücken.
Satin
... ist ein Klassiker unter den Stoffen für Brautkleider. Durch seine besondere Webtechnik namens Atlasbindung ergibt sich eine edel glänzende, glatte Oberseite und eine matte Unterseite. Satin wird aus Seide, aber auch aus Polyester oder Viskose hergestellt. Nicht nur die Festigkeit, sondern auch die Tatsache, dass Satin garantiert knitterfrei ist, machen den Stoff so beliebt. Satin ist schwerer als reine Seide und wird oft bei reich bestickten Brautkleidern verwendet.
Neben dem Seidensatin ist die „Duchesse“ (Herzogin), eine Mischung aus Seide und Viskose, ein weniger kostenintensiver, aber ebenso beliebter Satinstoff bei Brautkleidern. Duchessekleider sind sehr angenehm zu tragen, da das Gewebe leichter als Seidensatin aber schwerer als Taft ist und sich durch einen hohen Tragekomfort auszeichnet. Der Stoff nimmt Feuchtigkeit gut auf, trocknet schnell und ist deshalb gerade bei Hochzeiten in wärmeren Monaten ein sehr beliebter Stoff.
Organza
... wird gern für besondere Effekte an Brautkleidern verwendet. Es zeichnet sich durch Festigkeit aus, obwohl es dünn und transparent wirkt. Je nach Lichteinfall hat Organza eine zart schimmernde Optik. Weil es leicht ist und sich durch eine gute Griffigkeit empfiehlt, kann es auf viele Arten verarbeitet werden.
Organza gibt dem Brautkleid Volumen und lässt es leicht und luftig wirken. Es wird oft für voluminöse Röcke verwendet. Auch für die Kreation von Schmuckblüten bietet sich dieser Stoff an.
Taft
... gilt als älteste Stoffart überhaupt.
Ursprünglich wurde Taft aus Seidenfasern hergestellt. Mittlerweile werden auch hochwertige synthetische Fasern benutzt, was den Stoff erschwinglicher macht. Seine halbsteife, feine glatte Oberfläche und die matte Optik machen den Taftcharakter aus. Je nach Webart kann Taft auch dezent schimmern.
Dieser raschelnde und knisternde Stoff ist hervorragend als Grundlage geeignet, um das Brautkleid mit Stickerei zu versehen, da es ein besonders festes Material ist. Taft wird oft bei Brautkleidern mit Raffungen verwendt.
Seide
... ist eine feine Naturfaser, die aus dem Kokon der Seidenraupe gewonnen wird. Vermutlich wurde sie 3000 v. Chr. in China entdeckt. Seide ist zeitlos hochwertig und dadurch wie geschaffen für ein so einmaliges Ereignis wie eine Hochzeit. Das unnachahmliche Spiel von Licht und Schatten des glänzenden Seidenstoffes ist etwas besonders, was bei Kleidungsstücken, die im Alltag getragen werden, kaum verwendet wird. Besonders reizvoll: Seide bietet bei allen Temperaturen einen angenehmen Tragekomfort – wärmend im Winter und kühlend im Sommer. Sie ist knitterarm, weich und reißfest, aber auch empfindlich.
Man unterscheidet die rustikale Wildseide mit ihren Fadenverdickungen von der feineren, glatteren Taftseide. Diese wesentlich teurere Seide gibt es einfädig und in festerer, doppelfädiger Ausführung, mit einer interessanten Querrippenstruktur.
Besonders großen Größen stehen schlichte Seidenkleider mit weitfallenden Röcken.
Tüll
... ist nicht mehr nur für den Brautschleier geeignet. Dieses netzartige, leichte und durchsichtige Gewebe wird heute auch oft für Brautkleider verwendet. Tüll wird aus Garnen verschiedener Feinheit gewebt. In seiner reinen Form ist er zart und daher empfindlich. Brautkleid-Designer verwenden deshalb oft synthetischen Tüll.
Bei Hochzeitskleidern wird Tüll oft als Reifrock oder Petticot verwendet. Immer öfter besteht auch der gesamte Rock aus mehrlagigen Tüllschichten, so dass sich die Braut in eine umwerfende Ballerina verwandelt. Am besten wirken Brautkleider mit Tüll-Rockteil in Kombination mit einem eng anliegenden Oberteil aus Seide oder Satin. Durch seine Leichtigkeit und gleichzeitige Stabilität ist Tüll das ideale Material, um Form und Volumen zu liefern. Auch als Grundlage für Stickereien eignet er sich gut.
Chiffon
... ist ein sehr feiner, hauchdünner Stoff aus Naturseide, Baumwolle, Viskose oder Kunstfasern. Durch seine fließende Leichtigkeit findet Chiffon oft bei festlichen, romantischen Brautkleidern Verwendung. Das transparente Material wird meist in mehreren Lagen im Hochzeitskleid verarbeitet. Ein traumhaft schöner Effekt tritt ein, wenn ein zarter Windhauch mit dem Stoff spielt. Chiffon wirkt sehr feminin und ist angenehm zu tragen, allerdings auch sehr empfindlich.
Weniger kostenintensiv und fester als Seidenchiffon ist der Polyesterchiffon. Allerdings wärmt dieser Stoff nicht, ist also nur für eine Sommerhochzeit zu empfehlen.
Damast
... wird modern auch als „Jaquard“ bezeichnet. Früher sprach man von Damast, wenn ein Muster in die Seide gewebt wurde. Marco Polo brachte diesen bestickten Stoff im 13. Jahrhundert nach Europa. Brautkleider aus Damast sind strapazierfähig und haben einen leicht-schimmernden Glanz.
Samt
... wurde ursprünglich aus Seide gewebt – heute ist er ein Baumwoll-Viskose-Mix. Das kuschelige Gewebe besitzt eine 2 bis 3 mm hohe Haardecke aus senkrecht empor stehenden Fäden. Ideal für ein Brautkleid einer Winterbraut ist diese warme und anschmiegsame Textur. Samt wird auch gern für Boleros verwendet.
Außerdem eröffnen sich interessante Kombinationen: Beispielsweise harmoniert ein samtiges Oberteil mit einem Rock aus Seidensatin wunderbar.